Wanderung "Von Wegen!"
Durch den Lubenbach zum Stein 16 und dem Schützenbergmoor
Von der Waldmühle bis zum Stein 16
Entlang des Tales führt die asphaltierte Straße bis zum Bahnhof Oberhof und über die alte Poststraße hinauf zum "Rondell". Ist diese Anfangspassage absolviert, hat man bereits den anstrengendsten Teil der Wanderung hinter sich gebracht und mit dem Rennsteig den Kammweg des Gebirges erreicht. Vom Rondell aus passieren wir das "Forstarbeiterdenkmal" und erreichen nach kurzer Wanderung entlang des Rennsteigs den "Stein 16". Hier kann vor/in einer gemütlichen Schutzhütte verweilt werden. Am Stein 16 verlassen wir den Rennsteig auch schon wieder und folgen der historischen "Zeller Loibe" bis hinunter zum "Schützenbergmoor", wo uns spannende Fauna erwartet. Anschließend grüßt mit dem "Veilchenbrunnen" und der gleichnamigen Bergbaude ein idyllisches Örtchen mit Speis und Trank zur Stärkung des Wanderers. Frisch gestärkt folgt die letzte Etappe und so läuft man hinunter bis auf die "Dammwiese" und folgt dem "Zunft- und Kloßweg" bis hinab zum "Waldfriedhof" am Stadtrand von Zella-Mehlis. Hier hat man mit wenigen Schritten den Kreisverkehr an der Autobahn und die Haltestelle "Hollandsmühle" erreicht und mit ihr die Einfahrt ins Lubenbachtal und nach kurzer Zeit wieder die Waldmühle.
- Distanz: 12 km
- Anstieg: 384 m
- Höchster Punkt: 900 m
- Schwierigkeit: Mittel
Los geht's!
Von der Waldmühle durch den Lubenbach
Die Wanderung beginnt am Hotel Waldmühle im Lubenbachtal. Hier gilt es auch bereits die erste wichtige Entscheidung zu treffen:
Alle, die es lieber entspannt haben und den steilen Anstieg an der alten Poststraße meiden möchten, können von der Waldmühle ca. 1 km in Richtung Zella-Mehlis laufen und erreichen dort die Bushaltestelle "Heinrich-Erhardt-Straße", umgangssprachlich auch "Hollandsmühle" genannt, wo in regelmäßigen Abständen die Linien 422 und 423 der MBB in Richtung Oberhof abfahren.
Alle anderen Wanderhungrigen folgen der Asphaltstraße in Richtung Bahnhof Oberhof. Bereits nach kurzem Weg grüßt rechter Hand das "Technische Museum Gesenkschmiede", eines der drei städtischen Museen. Dieses stellt vor allem für alle Technikinteressierten ein lohnenswertes zusätzliches Ausflugsziel dar.
Der leider verlassene Bahnhof Oberhof und der dazugehörige Brandleitetunnel sind der nächste Wegpunkt. Zwischen 1881 und 1884 wurde der damals längste Eisenbahntunnel Deutschlands unter großen Anstrengungen gebaut. Das Vorhaben und seine erfolgreiche Umsetzung stellten zur damaligen Zeit eine ingenieurtechnische Meisterleistung dar und wurde unter Beteiligung von Arbeitern aus ganz Europa umgesetzt. In unmittelbarer Nähe wurde das heute noch zu besichtigende Bahnhofsgebäude des Bahnhof Oberhof errichtet. Damals kamen hier die feinen Herrschaften aus dem gesamten Deutschen Reich an, um per Kutsche in den beliebten Erholungsort Oberhof weiterzureisen und dort zu logieren. Als Teil der Bahnstrecke Neudietendorf-Ritschenhausen wurde der Bahnhof auch in modernen Tagen noch angefahren. Jedoch wurde er 2017 nach 132 Jahren aufgrund von zu geringer Nutzung für den Personenverkehr geschlossen. Seitdem fristet er sein Dasein als eine Art "Lost Place".
In direkter Nähe zum Bahnhof passieren wir dann rechter Hand die sogenannte Luftaustauschzentrale des Rennsteigtunnels der BAB 71 und danach den inzwischen "leider" berühmten "Pfanntalsteich". Hier setzen wir unseren Weg auf der ebenfalls asphaltierten alten Poststraße fort. Der Anstieg ist zwar Steil, doch wenn man sich etwas Zeit lässt, gut zu bewältigen.
Nachdem wir die alte Poststraße hinter uns gebracht haben, erreichen wir das "Rondell" und mit ihm den Rennsteig. Hier befindet sich ebenfalls die gleichnamige Bushaltestelle "Rondell/Rennsteiggarten", sowie ein großer Parkplatz. Dort hält der Bus von Zella-Mehlis kommend und die Tour für die "Busfahrer" beginnt hier. Für einen zusätzlichen Ausflug lädt der Rennsteiggarten zu einem informativen Spaziergang ein.
An jener Stelle an welchen wir den markanten Obelisken erblicken, kreuzen sich der Rennsteig und die Landesstraße L3247. Erinnert wir hier an den historischen Straßenbau der Chaussee zwischen Zella St. Blasii über Oberhof nach Ohrdruf 1830-32, welche heute besagte, vielbefahrene Landesstraße darstellt. Mit diesem geschichtsträchtigen Ort bekommen wir auch erstmals einen Eindruck von der Bedeutung dieser verkehrstechnisch wichtigen Region und dem Grund für die Themenwahl "Von Wegen", welche der Wanderung ihren Namen gab.
Die Entstehung der alten Hohlwege, der Chausseebau, der Bau des Brandleitetunnels und schließlich das Großprojekt "Deutsche Einheit" mit dem Bau des Rennsteigtunnels sind als wichtige Elemente einer historischen Entwicklung zu betrachten.
Über die Fußgängerbrücke beschreiten wir den Rennsteig und queren die L3247.
Das Forstarbeiterdenkmal folgt gleich auf der anderen Straßenseite und erinnert an den verheerenden Windbruch, welcher die Region Oberhof/Suhl am 13. und 14. Juni 1964 heimsuchte. Eine Sturmfront vernichtete damals 1,6 Millionen Festmeter Fichten. Um eine Borkenkäferplage zu verhindern wurde entschieden, unter Einsatz der lokalen Bevölkerung und Angehörigen der Roten Armee, das Totholz aus dem Wald und den teils nur schwer zugänglichen steilen Hanglagen zu beräumen. Die Aufräumarbeiten dauerten drei Jahre. Im Gedenken an die Leistungen der Beteiligten wurde hier 1981 das heute noch befindliche Denkmal eingeweiht.
Nach circa einem Kilometer erreichen wir jenen Stein, welcher der Wanderung seinen Namen gab, den "Stein 16". Der historische Grenzstein mit der Nummer 16 von 1734, welcher heute an Ort und Stelle steht, war lange Zeit verschollen und wurde erst in den 1990er Jahren bei Forstarbeiten wiederentdeckt und an den heutigen Platz, der Kreuzung zwischen Rennsteig und Zeller Loibe zurückgebracht.
Diese Wegkreuzung war einst ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Von Rhön und Dolmar kommend, traf hier die Handelsstraße aus dem Fränkischen auf den Rennsteig und führte weiter in Richtung Ohrdruf und Erfurt. Von Süden nach Norden wurde vor allem Wein transportiert und in entgegengesetzter Richtung Salz aus Norddeutschland.
Bis zum Bau der bereits erkundeten Chaussee war die Zeller Loibe über das kleine Holzhauerdorf Oberhof ein zentraler Verkehrsweg. Noch im weiteren Verlauf der Wanderung werden wir im Bereich der Dammwiese die Reste der historischen Hohlwege anschauen können.
Eine spannende Überlieferung besagt, dass hier auf dem Stein 16 einst der Räuber Dietzel von Geba enthauptet worden sei, welcher zuvor Fuhrleute überfallen haben soll. Weiter geht die Mär, der Scharfrichter habe aus Gram darüber, dass er seinen Freund und Bekannten enthaupten habe müssen, sein Richtschwert auf dem Stein entzwei geschlagen. Angeblich kann man noch heute die Kerbe dieses Hiebs auf dem Stein erkennen.
Nach all der Geschichte erwartet uns mit dem Schützenbergmoor nun ein absolutes Naturhighlight. Auf 890 Höhenmetern liegend herrscht an dieser eindrucksvollen Moorfläche eine Jahresmitteltemperatur von 5 Grad Celsius und es stellt mit durchschnittlich 180 Nebeltagen oft seinen mystischen Charakter heraus. Hier wachsen moortypische Pflanzen wie Torfmoose, Sonnentau und Wollgras. Die weitläufigen Flächen von Heidekraut und Moosbeerbüschen runden das Idyll ab. Das Moor kann über einen hölzernen Steg erkundet werden und auch hier lädt eine Bank zum Verweilen ein. Egal wann und bei welchem Wetter man zu diesem Moor kommt, es ist jedes einzelne Mal absolut anders und kein Besuch gleicht dem anderen.
Wir verlassen das Schützenbergmoor und setzen unseren Weg hinab zum Veilchenbrunnen fort.
Wer nicht in eine Bergbaude einkehren möchte, kann sich an der Quelle des Radelsgrabens, im Volksmund als "der Veilchenbrunnen" bekannt, mit frischem Bergquellwasser eine Abkühlung verschaffen. In direkter nähe befindet sich eine Sitzgruppe.
Die absolute Empfehlung ist ein Besuch in der Bergbaude Veilchenbrunnen wo Familie Winter mit toller Küche und einem absolut sympathischen Team ihre Gäste begrüßt. Geöffnet ist dieses Kleinod in aller Regel von Mittwoch bis Sonntag jeweils bis 17:00 Uhr.
Unmittelbar zum Ende des Parkplatzes unterhalb des Veilchenbrunnens folgen wir dem Wanderweg hinunter nach Zella-Mehlis und haben hier auch sogleich die Gemarkungsgrenze zu Oberhof hinter uns gelassen. Nun geht es gemütlich bergab und linker Hand grüßt ein Panoramablick hinüber nach Suhl und direkt auf das Ringberghotel.
Wenige hundert Meter weiter erreichen wir die Dammwiese und treffen hier auf den Themenwanderweg "Zunft und Kloß". Auf der fest verbauten Sonnenliege kann man noch einmal die Gedanken und die Seele baumeln lassen.
Die Dammwiese auf dem Wanderweg querend folgen wir der "Alten Straße" durch den Wald bis hinunter zum Waldfriedhof am Stadtrand von Zella-Mehlis. Hier achten wir auf die Wegweiser des Themenwanderwegs. Dieser führt uns überhalb des Gewerbegebiets "Hollandsmühle" bis hinüber an die Straße nach Oberhof und den dazugehörigen Kreisverkehr. Mit etwas Umsicht überquert man die Straße und läuft hinüber ein den Eingang zum Lubenbachtal. Nach wenigen Schritten erreichen wir die Waldmühle und haben unsere Wanderung erfolgreich beendet.